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Forschungsmission zu Larsen C Schelfeis wird durch Meereis vereitelt

Geschrieben am . Veröffentlicht in Expeditionen.

Dichtes Meereis hat eine wissenschaftliche Expedition daran gehindert, das Larsen C Schelfeis in der Antarktis zu erreichen. Im Juli 2017 brach hier ein großer Eisberg ab. Ein Team von Wissenschaftlern, angeführt vom British Antarctic Survey (BAS), befindet sich an Bord des Eisbrechers James Clark Ross. Dickes Meereis verlangsamte das Vorankommen und der Kapitän traf die schwierige Entscheidung umzudrehen. Das Team wollte ein Meeresökosystem untersuchen, dass erst kürzlich freigelegt wurde nachdem im Juli 2017 dort ein riesiger Eisberg abbrach. Nun sind die Wissenschaftler auf dem Weg nach Norden in ein Gebiet, das bisher noch nie auf seine benthische Biodiversität hin beprobt wurde.

Kaiserpinguine auf dem Meereis vor dem Eisbrecher RRS James Clark Ross. Dickes Meereis macht das Vorankommen unmöglich. (Bild: BAS)
Kaiserpinguine auf dem Meereis vor dem Eisbrecher RRS James Clark Ross. Dickes Meereis macht das Vorankommen unmöglich. (Bild: BAS)

Im Juli 2017 kalbte ein riesiger Eisberg vom Larsen-Schelfeis. Der als A68 bekannte Eisberg ist viermal so groß wie London. Nach der Kalbung wurde eine Fläche von rund 5.818 km2 Meeresboden freigelegt. Das Ökosystem darunter war wahrscheinlich seit Tausenden von Jahren vom Eis bedeckt. Nun da Sonnenlicht ins Wasser eindringt, wird sich die Unterwasserwelt dramatisch verändern und neue Arten werden den Meeresboden besiedeln.

Während der Eisberg A68 nach Norden treibt legt er eine Fläche von mehr als 5.800 km2 Meeresboden frei, die während der vergangenen 120000 Jahre vom Eis bedeckt war und nun plötzlich den Bedingungen des offenen Meeres ausgesetzt ist. (Bild: Pierre Markuse)
Während der Eisberg A68 nach Norden treibt legt er eine Fläche von mehr als 5.800 km2 Meeresboden frei, die während der vergangenen 120000 Jahre vom Eis bedeckt war und nun plötzlich den Bedingungen des offenen Meeres ausgesetzt ist. (Bild: Pierre Markuse)

Die Wissenschaftler planten Proben von diesem erst kürzlich freigelegten Meeresboden zu sammeln. Aber 4 bis 5 Meter dickes Meereis verhinderte, dass die Wissenschaftler ihr Ziel erreichten. Die Meeresbiologin und Leiterin des Projekts Dr. Katrin Linse vom British Antarctic Survey sagt: «Wir wussten, dass es schwierig werden würde, durch das Meereis zum Larsen C Schelfeis vorzustossen. Natürlich sind wir enttäuscht, nicht dorthin zu kommen, aber Sicherheit geht vor. Der Kapitän und die Crew waren fantastisch und haben alles versucht, um uns zum Schelfeis zu bringen, aber wir kamen nur sehr langsam voran, 8 km in 24 Stunden und wir hatten immer noch mehr als 400 km zurückzulegen. Mutter Natur war uns und unserer Mission nicht eben freundlich gesinnt!» «Aber wir haben einen ‘Plan B’, wir werden nach Norden in ein Gebiet fahren, das noch nie auf seine benthische Biodiversität hin beprobt wurden. Das Prinz Gustav-Kanal-Schelfeis und das benachbarte Larsen A Schelfeis brachen 1995 auseinander. Wir werden tiefer als ursprünglich für Larsen C Schelfeis geplant Proben nehmen - bis zu 1000 Meter Tiefe – wir sind ganz gespannt, welche Tiefseegeschöpfe wir dort finden werden.»

Die Forscher machten sich auf den Weg zum Eisberg A68, der im Juli 2017 vom Larsen C Schelfeis abbrach. Doch rund 400 Kilometer vor ihrem Ziel zwang dickes Meereis die Forscher zur Umkehr. Sie bewegen sich jetzt in relativ eisfreien Gewässern in Richtung Larsen A Schelfeis, wo 1995 ein riesiger Eisberg abbrach. Seitdem hat keine biologische Expedition den Meeresboden dort untersucht, sagte die Meeresbiologin Katrin Linse. «Wir sind gespannt welche Tiefseegeschöpfe wir dort finden werden.» (Bild: BAS)
Die Forscher machten sich auf den Weg zum Eisberg A68, der im Juli 2017 vom Larsen C Schelfeis abbrach. Doch rund 400 Kilometer vor ihrem Ziel zwang dickes Meereis die Forscher zur Umkehr. Sie bewegen sich jetzt in relativ eisfreien Gewässern in Richtung Larsen A Schelfeis, wo 1995 ein riesiger Eisberg abbrach. Seitdem hat keine biologische Expedition den Meeresboden dort untersucht, sagte die Meeresbiologin Katrin Linse. «Wir sind gespannt welche Tiefseegeschöpfe wir dort finden werden.» (Bild: BAS)

Das internationale Team mit Wissenschaftlern von neun Forschungsinstituten verließ Stanley auf den Falklandinseln Mitte Februar, um drei Wochen an Bord des Forschungsschiffes James Clark Ross zu verbringen. Sie werden nun den Rest der Expedition dazu verwenden, Meeresbodentiere, Mikroben, Plankton, Sedimente und Wasserproben zu sammeln. Dazu werden Videokameras und ein spezieller Schlitten verwendet, der auf dem Meeresboden entlang gezogen wird, um Kleinsttiere zu sammeln. Die Ergebnisse werden einen Bezugswert für die Artenvielfalt des Meeresbodens in diesem Gebiet und einen genaueren Zeitrahmen für den Rückzug der Eismassen von der Ostseite der Antarktischen Halbinsel liefern.

Die Meeresbiologin Dr. Katrin Linse vom British Antarctic Survey leitet die Forschungsexpedition. Sie sagt: «Wir haben ein Team mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten zusammengestellt, damit wir in kurzer Zeit so viele Informationen wie möglich sammeln können. Es ist alles sehr aufregend.» (Bild: BAS)
Die Meeresbiologin Dr. Katrin Linse vom British Antarctic Survey leitet die Forschungsexpedition. Sie sagt: «Wir haben ein Team mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten zusammengestellt, damit wir in kurzer Zeit so viele Informationen wie möglich sammeln können. Es ist alles sehr aufregend.» (Bild: BAS)

Während das Team sich auf Expedition befindet, überwachen Glaziologen und Fernerkundungsspezialisten weiterhin die Veränderungen des Larsen C Schelfeises. Im Dezember 2017 arbeitete ein Team der University of Leeds auf dem verbleibenden Schelfeis. Sie untersuchten Veränderungen der Eisstruktur nach der Kalbung, um die Stabilität des Schelfeises in Zukunft vorhersagen zu können. Für das Jahr 2019 planen Dr. Katrin Linse und ihre Kollegen eine weitere Expedition zum Larsen C Schelfeis. Sie haben sich mit dem Alfred-Wegener-Institut in Deutschland zusammengetan, um die Expedition mit dem Deutschen Forschungsschiff Polarstern durchzuführen.

Einige Beispiele für Tiere aus der Tiefsee, die auf früheren Expeditionen im Weddellmeer von BAS gesammelt wurden. (Bild: BAS)
Einige Beispiele für Tiere aus der Tiefsee, die auf früheren Expeditionen im Weddellmeer von BAS gesammelt wurden. (Bild: BAS)

Quelle: British Antarctic Survey und ScienceDaily, mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums